Tiere in Not: Tierschicksale

Hier geht es um Tiere in Not, die im Tierheilkundezentrum ein neues und dauerhaftes Zuhause gefunden haben…

Vor einigen Jahren war ein kleiner Wanderzirkus bei uns in der Stadt zu Gast. Sie machten ordentlich Werbung für ihre Vorstellungen und in der Zeitung las ich, dass sie auf einem gemeindeeigenen Grundstück ihr Winterlager aufschlagen würden. Kurze Zeit später kam ich an diesem abgelegenen Grundstück entlang und schaute mir die Tiere an, die überall herum standen. Ziegen und Miniponies waren angepflockt, Hunde liefen frei herum und aus einem provisorischen Verschlag schauten mich mehrere Pferdeaugen an. Naja, ein ziemliches Durcheinander und die Haltung nicht wirklich das, was ich unter einer pferdegerechten Haltung verstehe. Aber der Futterzustand war ok und einigermaßen gepflegt waren auch alle. Leider doch nicht alle. Ganz hinten in einem abgesteckten Paddock stand ein ziemlich abgemagertes und zerzaustes graues Pony. Ich wollte es mir genauer ansehen, aber die frei herum laufenden Hunde gewährten mir definitiv keinen Eintritt. Ich ging also um das Grundstück herum um von der anderen Seite zu dem Pony zu gelangen. Ich musste an einer Mauer hochklettern, damit ich etwas sehen konnte. Das ging aber ganz gut, weil ich genügend Äste von Bäumen, die drum herum standen, zum Festhalten hatte.

Und dann sah ich ein Pony in einem absolut erbärmlichen Zustand. Klapperdürr, stumpfes, zerzaustes Fell mit kahlen und offenen Stellen. Der Schweif nur noch ein paar kurze, dünne Haare. Tränende Augen und der Rotz lief aus der Nase. Als es mich bemerkte, schaute es mich mit traurigen und müden Augen an. Es hatte kaum noch die Kraft, den Kopf zu heben. Auch die Hufe waren in einem desolaten Zustand. Eine Hufpflege hatte scheinbar über Monate nicht mehr stattgefunden. Plötzlich legte das Pony die Ohren an und drehte sich um. Ein jüngerer Mann kam auf es zu und zur „Begrüßung“ erhielt das Pony erstmal einen Tritt in den Bauch, damit es zur Seite ging. Das Pony stöhnte auf und fiel fast um, so schwach war es. Das war mir nun definitiv zu viel und ich schrie den Mann an, er solle das Pony in Ruhe lassen, ob er nicht sehen würde, dass es sich kaum noch auf den Beinen halten könne. Verwirrt blickte er hoch, bis jetzt hatte er mich ja hinter der Mauer nicht sehen können. Er sagte nur, dass mich das gar nichts anginge, ich verschwinden solle, sonst würde er die Hunde holen. Das Pony sei sein Eigentum und würde eh morgen zum Schlachter gebracht.
Ich kletterte die Mauer wieder hinunter und machte mich umgehend auf den Weg nach Hause. Völlig außer mir vor Trauer und Wut wirbelten meine Gedanken im Kopf herum. Ich musste diesem armen Pony helfen. Jahrelang hat es den Menschen Freude und Spaß bereitet und nun soll es in diesem jämmerlichen Zustand unsere Welt verlassen? Das konnte und durfte ich nicht zulassen! Es gab nur eine Möglichkeit – ich musste diesem Typen das Pony abkaufen. Kurz entschlossen steckte ich mir Bargeld in die Tasche, hängte den Pferdehänger ans Auto und fuhr los. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde aber das war mir egal. Ich ließ mein Auto etwas abseits stehen und machte mich die letzten Meter zu Fuß auf den Weg. Ich hatte Glück und der Typ lief draußen herum. Ich sprach ihn an und fragte nach dem Chef. Er kam betont langsam auf mich zu und sagte mit einem süffisanten Grinsen, dass der Chef vor mir stehen würde. Ok….Ich machte es kurz und sagte, dass ich ihm das alte graue Pony gerne abkaufen würde. Plötzlich war er sehr gesprächig und erzählte mir, was Jack, so heißt das Pony, alles für tolle Kunststücke konnte. Der Typ widerte mich an und ich wollte hier so schnell wie möglich wieder weg – aber nur mit Jack! Also handelte ich mit diesem herzlosen Menschen den Preis für Jack aus. Ich muss hier nicht erwähnen, dass er meine Tierliebe schamlos ausgenutzt hat und gemerkt hat, dass ich Jack auf alle Fälle mitnehmen wollte. Aber das ist es nicht, was zählt…
Mit Jack an der Hand verließ ich das Grundstück. Er muss einmal ein richtig hübscher kleiner Kerl gewesen sein, ein Grauschimmel und ungefähr  1,30 m groß. Er war damals um die 20 Jahre alt. Seine vierbeinigen ehemaligen „Arbeitskollegen“ schauten ihm noch lange hinterher – ich denke, sie spürten, dass er es bald besser haben wird. So kam Jack noch am selben Nachmittag zu mir ins Tierheilkundezentrum.
Ich brachte Jack erst einmal in eine große, helle, dick eingestreute Box, damit er sich in Ruhe an sein neues Zuhause gewöhnen konnte. Dann päppelte ich ihn auf. Ganz langsam und vorsichtig fasste er etwas Vertrauen zu mir, so dass ich ihn überhaupt behandeln konnte.
Wir kümmerten uns um seine Hufe und seine Zähne, beides war in einem desolaten Zustand. Über ein halbes Jahr dauerte es, bis Jack wieder einigermaßen passabel aussah. Mit den anderen Pferden, die im Tierheilkundezentrum stehen, verstand er sich auf Anhieb, als Zirkuspferd war er Gesellschaft gewohnt. Vom Wesen her war er anfangs sehr ängstlich und hatte große Angst vor Männern. Das wunderte mich nicht… Dagegen liebte er kleine Mädchen mit langen Haaren über alles.
Als es ihm besser ging und er bei mir im Paddock stand, erinnerte er sich wohl plötzlich an das, was er mal gelernt hatte. Als ich ihn füttern wollte und in seinen Paddock kam, machte er einen Knicks, stand wieder auf und legte mir seinen Kopf auf meine Schulter. Dabei schnaubte er mir vergnügt ins Ohr. Ich schaute ihn an und hatte Tränen in den Augen, nichts erinnerte mehr an den Jack, den ich vor fast einem Jahr vor dem Tod bewahrt hatte… in solchen Momenten weiß ich immer sehr genau, warum ich das alles mache…
Und dann passierte eines Tages etwas ganz Süßes. Jack verliebte sich. Nein, nicht in ein schickes, kleines Pferdemädchen, sondern in die Tochter einer Freundin. Marie ist 8 Jahre alt und hat lange braune Haare. Sie waren bei mir zu Besuch und Marie stand vor Jack’s Paddock und streichelte ihn stundenlang am Kopf. Irgendwann stand sie im Paddock und Jack wühlte mit seiner Nase in Maries langen Haaren. Beide quiekten fast vor Vergnügen. Als Marie ging, schaute Jack ihr traurig hinterher. Das war wohl gegenseitig, denn zwei Tage später rief meine Freundin an und sagte, dass Marie unbedingt wieder Jack besuchen will. So entwickelte sich eine ganz süße Freundschaft. Marie geht seitdem regelmäßig mit Jack spazieren und dafür macht Jack alle Kunststücke die er mal gelernt hatte, auf Kommando von Marie. Selbst hinlegen und „totes Pony spielen“ macht er trotz seiner alten Knochen manchmal noch für Marie. Dann legt sie sich neben ihn und kuschelt sich an ihn. Sobald sie ihm ganz leicht ins Ohr pustet, darf er in ihren Haaren wühlen.  Er passt auch auf sie auf. An einem eisigen Wintertag stolperte Marie unglücklich beim Spaziergang um den Hof auf einer gefrorenen Pfütze  und fiel auf den Boden. Sie konnte nicht mehr aufstehen, weil sie sich den Knöchel ziemlich doll verstaucht hatte. Sofort blieb Jack stehen, schnupperte ganz vorsichtig und wieherte dann so lange und so laut bis jemand kam und Marie geholfen hat.
Inzwischen ist Jack zu Marie umgezogen. Nur schweren Herzens lasse ich Tiere wieder gehen und dass sie es in ihrem neuen Zuhause gut haben,  ist für mich die absolute Voraussetzung. In diesem Fall musste ich mir da allerdings überhaupt keine Gedanken machen, da meine Freundin die gleichen Ansichten hat wie ich. So ließ ich ein ganz liebevolles Wesen gehen, dafür habe ich wieder Zeit und Platz für ein neues armes Geschöpf.

An dieser Stelle möchte ich wieder eine kleine Geschichte aus meinem Arbeitsalltag erzählen und darüber, wofür ich die Überschüsse, die das Tierheilkundezentrum abwirft, am Liebsten verwende. Es war wie so oft bei mir eine ganz zufällige Begegnung, die mich dann aber doch mehr beanspruchte wie geahnt. Das Ganze ist inzwischen über 4 Jahre her und ich wurde jetzt wieder daran erinnert, als ich unterwegs zu einem Patienten war, der etwas weiter weg wohnt. Auf meiner Fahrt dorthin kam ich an der Weide vorbei, wo ich damals die vielen kleinen Esel gesehen habe. Die Weide lag an einer Landstraße über die ich nur aus dem Grunde fuhr, weil ein Stau auf der Autobahn war und ich die nächst mögliche Abfahrt nahm. Ich kam also an dieser Weide vorbei und sah 10 kleine Esel und alle in einem erbärmlichen Zustand. Einige standen direkt vorne zur Straße am Stacheldrahtzaun, der kaputt war und einige der Esel bereits verletzt hatte wie ich sah. Ich hielt an um mir die Esel näher anzuschauen. Alle waren völlig abgemagert was kein Wunder war, da die Weide völlig leergefressen war und ich weit und breit keinen Heuballen oder sonst etwas Fressbares entdecken konnte. Alle Eselchen waren krank oder verletzt, das konnte ich auf den ersten Blick erkennen. Als sie mich am Zaun stehen sahen, kamen alle Esel zu mir, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich irgendetwas Fressbares hatte. Dabei sah ich, dass viele von ihnen lahmten. Zwei von ihnen hatten Fohlen bei Fuß, es war mir unerklärlich, wie sie es geschafft hatten, ihre Babys überhaupt zur Welt zu bringen in ihrem geschwächten Zustand. Die Hufe von allen Tieren waren in einem katastrophalen Zustand. Das Ganze hier war ein Fall für den Tierschutz, das stand außer Frage! Ich überlegte nicht lange sondern fuhr in den nächsten Ort und hielt bei einer Tankstelle an. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht genau, in welcher Gemeinde bzw. in welchem Landkreis ich mich befand, da ich ja von der Autobahn abgefahren war und mein altmodisches Navi mir keine Landkarten oder Umgebungskarten anzeigt….Das musste ich aber natürlich wissen, wenn ich dem Veterinäramt Bescheid geben wollte. Danach fuhr ich weiter zu meinem Patienten und behandelte ihn. Dabei gingen mir die kleinen Esel nicht mehr aus dem Kopf.
Als ich am späten Abend wieder Zuhause ankam suchte ich mir noch die Telefonnummer vom zuständigen Veterinäramt heraus um direkt am nächsten Morgen anrufen zu können. Das war dann auch das erste was ich am nächsten Morgen erledigte. Die Dame am Telefon war sehr freundlich und versprach mir, dass sich umgehend darum gekümmert wird. Als ich einige Tage später wieder anrief erfuhr ich, dass leider noch nichts passiert war. Ich wollte wissen, warum und bekam zu hören „wegen Personalmangel“…! Tja, das ist leider nicht das erste Mal, dass ich solche Antworten bekomme und ich werde es wohl niemals begreifen! Es geht um lebende Wesen, die uns Menschen vertrauen und in unsere Obhut gegeben wurden. Ich blieb in den nächsten Tagen hartnäckig und rief immer wieder an. Am liebsten wäre ich jeden Tag zu den Eseln gefahren aber es waren dann doch fast zwei Stunden Autofahrt und meine Patienten vor Ort kann ich nicht vernachlässigen. Es kam dann auch tatsächlich Bewegung in die Sache und bei einem weiteren Telefonat wurde mir gesagt, dass vermutlich alle Esel demnächst eingeschläfert werden sollen! Ich war total schockiert! Das konnte ich auf keinen Fall zulassen! Dann wollte ich sie übernehmen und aufpäppeln. Allerdings war an einen so weiten Transport bis zu mir auf meinen Hof überhaupt nicht zu denken. Erstens kannten die Esel weder Halfter noch Hänger und außerdem waren sie für einen so langen Weg viel zu schwach. Ich hatte in dieser Situation eine riesengroße Portion Glück, denn einer der Mitarbeiter vom Veterinäramt hatte einen Bauernhof mit viel Platz und bot mir an, die Esel in Pension zu nehmen bis sie vermittelt werden konnten. Ich überlegte nicht lange und in solchen Momenten sind mir auch die Kosten egal. Hauptsache, den Tieren geht es besser.
Es begann ein zähes Hin und Her mit den beteiligten Behörden und Ämtern bis dann endlich feststand, dass ich die Esel übernehmen konnte. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich organisierte mit Freunden den Transport zu dem Hof. Anders als erwartet gestaltete sich das Verladen als gar nicht so schwer. Auch die mitgebrachten Halfter ließen sie sich bereitwillig über den Kopf ziehen. Auch die beiden Fohlen, die vermutlich noch nie in ihrem Leben richtigen Kontakt zu Menschen hatten. Es waren nur ein paar wenige Kilometer dann waren wir da. Die Eselchen wurden schon von den anderen Bewohnern erwartet und freudig begrüßt. Sie durften auf ein Stückchen abgetrennte Weide direkt am Hof und konnten sich die Füße vertreten. Dass sie sich sofort über den riesigen Ballen duftendes Heu hermachten, muss ich bestimmt nicht erwähnen….
Und dann begann die Arbeit. Für mich war es allein schon aufgrund der Entfernung eine anstrengende Zeit, die ich aber nicht missen möchte. Alle Esel wurden von mir und einem liebevollen Tierarzt vor Ort parallel homöopathisch und veterinärmedizinisch behandelt, der Schmied korrigierte die Hufe über mehrere Monate und sie lernten das erste Mal in ihrem Leben, dass Menschen auch Gutes tun können. Etwa alle 10 Tage fuhr ich zu meinen Eselchen und blieb immer gleich zwei Tage vor Ort, so dass ich ausreichend Zeit hatte, mich um jeden einzelnen ausgiebig zu kümmern. Außerdem bekamen alle Eselchen einen Namen. Es war schön, wie sie mich nach einer Weile schon am Auto erkannten und mich freudig am Weidezaun begrüßten, wenn ich auf den Hof fuhr. Alle machten gute Fortschritte und entwickelten sich zu kleinen Prachtexemplaren mit den unterschiedlichsten Charakteren. Waren sie am Anfang noch alle sehr schüchtern und verängstigt, so waren jetzt auch ein paar kleine Rabauken dabei, die sich den ganzen Tag über balgten und über die Weide buckelten. Nach etwas über einem halben Jahr war es dann an der Zeit, ein gutes neues Zuhause für alle Esel zu suchen. Im Ort und der Umgebung hatte sich die Geschichte von der Eselrettung bereits herumgesprochen und Hofbesitzer Alex hat sehr viele Kontakte zu Tierhaltern. Wir konnten ziemlich schnell für alle Esel ein neues Zuhause finden, die ich mir auch alle vorher persönlich angesehen habe. Mit Alex vor Ort hatte ich auch die Gewissheit, dass er von Zeit zu Zeit nachsehen würde, dass es allen weiter gut geht.
Hier endet die Geschichte von meinen Eselchen. Ich habe sie mittlerweile alle noch einmal besucht und mich persönlich von ihrem Wohlergehen überzeugt. Ich bin froh und dankbar, dass ich hier „zufällig“ helfen konnte. Wäre kein Stau auf der Autobahn gewesen, wäre ich nicht an dieser Wiese vorbeigekommen und wer weiß, was dann mit den Eselchen passiert wäre…

Mit Paula`s Geschichte möchte ich den Startschuss geben und ab jetzt regelmäßig über Tierschicksale und Tiere, die in Not geraten sind und im Tierheilkundezentrum aufgenommen werden, erzählen. Mir ist es wichtig, dass man auch einmal hinter die Kulissen blicken kann und sehen kann, was mit den Überschüssen aus dem Tierheilkundezentrum so gemacht wird. Deshalb nehme ich mir einfach mal die Zeit, aus meiner ganz persönlichen Weise über meine Arbeit zu berichten.

Den Anfang macht Paula – fast schon unser neues Maskottchen und auf einigen Seiten mit schönen Babyfotos und inzwischen auch schon pubertären Jungspuntfotos zu bewundern. Aber der Reihe nach. Es ist wirklich eine fast unglaubliche Geschichte, glückerweise mit Happy End. Aber noch einmal möchte ich so etwas nicht durchmachen. Es ist selbst für mich immer noch unfassbar, wie achtlos die Bürokratie mit Lebewesen umgeht!

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Im Frühjahr dieses Jahres war mein Mann für eine Woche in der Türkei in Urlaub (wenigstens einer muss ja mal Urlaub machen;-) Plötzlich auf einer Hauptstraße sah er ein winzig kleines Hundebaby am Straßenrand umherlaufen. Er hielt an und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen, es war ein Mädchen, ca. 3 Wochen alt und es taumelte mehr, als es ging. Vor Schwäche konnte es sich kaum noch auf den Beinen halten. Mein Mann machte in dieser Situation das zumindest für uns einzig Richtige: Er nahm das Hundebaby mit und peppelte die Kleine in den nächsten Tagen auf, was auch ganz gut (unter meiner telefonischen Anleitung;-) funktionierte. Als sich ihr Zustand schon ganz passabel darstellte, ging mein Mann mit ihr zum Tierarzt. Paula, so nannten wir sie, bekam nach einem Telefonat des Tierarztes mit dem zuständigen Veterinäramt alle Impfungen, die sie bereits in ihrem zarten Alter (wahrscheinlich…) verkraften konnte und wurde entwurmt und entfloht. Ein Tollwutimpfschutz darf erst frühestens im Alter von 12 Wochen erfolgen, daher musste auf diesen verzichtet werden. Paula hätte ihn nicht überlebt, das stand fest. Der Tierarzt und das Veterinäramt waren sich jedoch sicher, dass Paula, gerade weil sie noch so klein war, auch ohne den nötigen Tollwutimpfschutz einreisen darf, denn selbstverständlich sollte Paula mit ins Tierheilkundezentrum nach Deutschland. Obwohl ich ja bei meinen Tieren ein regelrechter „Impfgegner“ bin, kamen wir da nicht drum herum (manchmal muss man eben das kleinere Übel wählen und das waren für Paula die nötigen Impfungen und eine Zukunft in Deutschland…) Wir wollten Paula nicht ihrem Schicksal überlassen, welches in der Türkei nichts Gutes verhieß! Der Tierarzt und auch das Veterinäramt, sie glaubten wohl an die Menschlichkeit und Tierliebe unserer lieben deutschen Beamten vor dem Hintergrund, dass Paula noch so ein kleines Hundebaby war… Soweit schien erst einmal alles in Ordnung mit Hundebabys Impfpass und mit ihrem inzwischen recht stabilem Gesundheitszustand. Mein Mann und Paula traten also die Reise nach Deutschland an.

Das erste Problem gab es bereits am türkischen Flughafen, hier wollten die Zollbeamten Paula erst gar nicht ausreisen lassen, da sie meinten, Paula wäre ein Kangal und Kangals dürften bekanntlich die Türkei nicht verlassen. Mein Mann konnte sie allerdings davon überzeugen, dass Paula gar kein Kangal war, indem er typische Kangalmerkmale nannte, die Paula nun wirklich allesamt nicht aufwies. Paula ist einfach nur ein Mischlingspromenadenstraßenhundbaby. Das war also geschafft, sie durften erst mal ausreisen…

Bei der Ankunft am Flughafen in Deutschland kam dann allerdings das richtig böse Erwachen: Paula kam nicht durch den Zoll, da sie keinen Tollwutimpfschutz hatte! Mein Mann hatte nicht gewusst, welche Impfpapiere für die „Einfuhr“ notwendig sind bzw. hatte sich in der ganzen Aufregung und Sorge um das Hundebaby einfach auf den Tierarzt in der Türkei verlassen. Jetzt könnte man ja sagen, aber ich hätte das doch zumindest wissen müssen. Sie werden lachen, inzwischen ist das alles so kompliziert geworden, dass nicht einmal die Tierärzte – jedenfalls die, mit denen ich zahlreich in dieser Situation gesprochen habe – wissen, was wie und wann benötigt wird. Auch viele Tierschutzvereine und viele andere Menschen, die es wissen müssten, blicken in diesem Dschungel nicht mehr durch. So einfach ist das nicht… aber jetzt weiß ich Bescheid! Außerdem bin ich im Internet immer darauf gestoßen, dass es eine ganz große Ermessensfrage ist, insbesondere bei so jungen Hunden, wie mit diesen verfahren wird. Reisen sie beispielsweise mit ihrer Mama, benötigen sie gar keinen Impfschutz! Ja, wissen wir ja eigentlich, unsere ganze Gesetzgebung ist einzig und allein eine Ermessensfrage, hierauf stoße ich so oft… ganz im Ermessen desjenigen, auf den man gerade trifft! Man kann hier Glück haben oder auch Pech, ich hatte bereits beides häufig… Pech ist ganz schwierig, da der Amtsschimmel immer den längeren Arm hat. Man kann aber immer kämpfen und manchmal kann sich auch das lohnen, in Paulas Fall jedoch gab es erst gar nichts zu kämpfen, was jetzt kommt, war Gesetz, war Fakt, war ohne Diskussion und war derart unverschämt, unmenschlich und unfassbar, dass es mich trotz Happyend immer noch ärgert, dass wir uns das gefallen lassen mussten… Aber: 0 Chance!

Paula hing also am Zoll und der Zoll rief die Amtsveterinärin an, diese war auch gleich die Chefin der Abteilung. Nachdem mein Mann fast vor einem Nervenzusammenbruch stand, wie er mir immer wieder am Telefon erklärte, war ich trotzdem noch guter Dinge, als ich der Amtsveterinärin mitten in der Nacht am Telefon erklärte, dass ich den Welpen auch selber in Quarantäne nehmen kann oder meine Freundin, die Tierärztin ist. Was dann folgte, möchte ich hier nicht wiedergeben, denn schon wenn ich nur dran denke, könnte ich vor Wut platzen.

Meine Gesprächspartnerin war so unverschämt in ihrer Ausdrucksweise und wollte eigentlich überhaupt nicht mit mir sprechen. Auch würde mich das alles nichts angehen usw. Zu meinem Mann sagte sie wörtlich „was will denn die Alte am Telefon von mir?“

Mir erklärte sie barsch und böse, dass eine Quarantäne bis zu 1,5 Jahre dauern würde, sie überhaupt nicht gewillt ist, mit mir zu sprechen, geschweige denn zu diskutieren und dass sie Paula jetzt in Quarantäne nimmt, basta! Auch als ich von „meinem“ Hund sprach wurde mir erklärt, es sei gar nicht mein Hund, der Hund wäre jetzt vom Zoll beschlagnahmt. Als ich ihr versuchte zu erklären, dass der kleine Welpe alle 2 Stunden gefüttert werden müsse und sie als Tierärztin doch bestimmt im Sinne des Tieres entscheiden würde (heißer Tipp meiner Freundin, die ja Tierärztin ist…) legte sie den Telefonhörer auf, zack, das war`s dann jetzt!

Ich habe meinen Mann selten weinen gesehen, aber als er morgens ohne Hund nach Hause kam, war er dermaßen aufgelöst und weinte nur noch… Wir fühlten uns so ausgeliefert und hilflos dieser Behördenwillkür gegenüber, dass mir noch immer die Worte fehlen. Es hätte alles so viel einfacher sein können. Stattdessen sollte Paula bis zu 1,5 Jahre in Quarantäne bleiben. Die Inkubationszeit von Tollwut beträgt 2 – 10 Wochen. Warum also so eine lange Quarantänezeit? Noch nicht einmal den Ort wollte sie nennen. Was die Amtstierärztin meinem Mann dann am nächsten Tag noch erklärte (mit mir redete sie jetzt überhaupt nicht mehr…), war, dass sich die Kosten für dieses ganze Theater auf 10.000 bis 20.000 EUR belaufen würden, je nach Länge der Quarantäne! Und wir sollten uns überlegen, ob uns der Hund das wert sei, wahrscheinlich würde er die Quarantäne eh nicht überleben… Ohne Worte….

Es gab für uns zwei Möglichkeiten, wie uns die „freundliche Amtsveterinärin“ einen Tag später telefonisch erklärte. Ich muss dazu sagen, es war überhaupt super schwierig, sie telefonisch zu erreichen, dies alleine war schon eine Zumutung in dieser schrecklichen Situation. Sie erklärte uns, entweder würde Paula sofort mit oder ohne uns wieder in die Türkei ausgeführt oder sie bliebe in Quarantäne, wie lange, könnte sie nicht genau sagen, jedoch könnte diese bis zu 1,5 Jahre dauern. Hierzu muss ich sagen, dass Paula keinerlei Anzeichen für eine Tollwutinfektion hatte, sie hatte keine Bisswunden, offene Wunden oder ähnliches und war eh so klein, dass man sich kaum einen Kontakt mit einem von Tollwut befallenen Tier vorstellen konnte. Abgesehen davon, gab es keine Tollwut in dem Ort, wo mein Mann sie gefunden hatte (wir hatten dort extra beim zuständigen Amt nachgefragt) und darüber hinaus gibt es auch in der Türkei kaum noch Tollwut, zumindest, was die Urlaubsgebiete betrifft. Die Amtsveterinärin hingegen tat so, als hätte Paula den ganzen Flieger mit Tollwut angesteckt und es war geradezu ein Wunder, dass sie nicht sämtliche Fluggäste des Flugs unter Quarantäne gestellt hat. Also alles sehr stark übertrieben und völlig an den Haaren herbeigezogen, aber gut, der Amtsschimmel hat grundsätzlich recht und wir hatten keine Wahl!

Gesetz hin, Gesetz her, eine menschlichere Entscheidung und vorallem eine tiergerechte Entscheidung hätte hier durchaus in Form eines gangbaren Kompromisses und einer nachvollziehbaren Erklärung getroffen werden können. Eine 3-monatige Quarantäne beispielsweise wäre so ein gangbarer Weg für alle Beteiligten unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen gewesen. Aber mit dieser Frau war definitiv nicht zu reden und sie war dermaßen gegen alles eingestellt, dass es keine Möglichkeit eines besser zu akzeptierenden Weges gab!

Wieder zurück in die Türkei… aber, wohin? Es ist äußerst schwierig, eine Unterkunft mit Hund zu finden und so spontan geradezu unmöglich! Wir überlegten… Meinem Mann fiel sein Jugendfreund ein, der seit vielen Jahren mit seiner Frau in der Türkei lebt. Sie hatten Jahre keinen Kontakt. Er rief ihn an und fragte, ob er und seine Frau ihn einige Tage mit Paula aufnehmen könnten. Das klappte, super, eine Bleibe war schon mal gefunden! Also sofort den nächsten Flieger mit Hund gebucht, einen Termin, mal wieder mit vielen Schwierigkeiten der telefonischen Erreichbarkeit mit der Amtsveterinärin am Flughafen vereinbart zur Übergabe von Paula und noch kurz mit dem auch super unfreundlichen Flughafenzoll telefoniert. Der Zollmensch legte einfach auf, als ich ihm die Situation erklärte…

Gesagt getan, mitten in der Nacht aufgestanden und mein Mann zum Flughafen zur Übergabe von Paula (ich kann ja leider nie länger weg, daher musste er auch diesen Weg alleine gehen..) und wieder ab in die Türkei…

Schlimm zu sagen, aber dort war Paula wenigstens sicher vor der deutschen Behördenwillkür…

Gott sei Dank hatte Paula die Nacht alleine gut überstanden und freute sich überschwänglich, als sie meinen Mann wieder sah. Paula war in ihrer vollgekackten Kiste und die Amtsveterinärin übergab sie meinem Mann tatsächlich erst, als er eingecheckt hatte, es also kein Zurück mehr gab, sicher ist sicher!!

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Paula4Ich selber hatte die Kleine bisher ja noch gar nicht „live“ sehen dürfen. Mir blutete fast das Herz bei dem Gedanken, sie nun für lange Zeit gehen lassen zu müssen… Nun ging es wieder ab in die Türkei und die Beiden wohnten nun bei dem Jugendfreund meines Mannes mitten in der Stadt. Es war total nett von Ihnen, die beiden aufzunehmen, schließlich war Paula weder sauber, noch erzogen…

Leider musste Paula wieder aufgepäppelt werden, da sie durch die ganze Aufregung und einen Tag und eine Nacht alleine in Quarantäne Durchfall bekommen hatte. In den nächsten Tagen machte sich mein Mann nun auf die Suche nach einer dauerhaften und liebevollen Bleibe für Paula, so lange, bis sie „offiziell“ nach Deutschland einreisen darf. Mithilfe des befreundeten Ehepaares fanden wir einen sehr freundlichen, hilfsbereiten und renommierten türkischen Tierarzt, der sich bereit erklärte, Paula für die Dauer Ihres Aufenthaltes als „Pflegekind“ in seine Familie aufzunehmen. Als mir mein Mann dies abends am Telefon erzählte, kullerten mir vor Freude und Erleichterung ein paar dicke Tränen über die Wangen.

Paula5Nachdem Paula für sehr viel Geld beim türkischen Tierarzt untergebracht wurde, flog mein Mann wieder nach Deutschland. Wir mussten dann leider die Erfahrung machen, dass der Tierarzt leider gar nicht so nett zu Paula war und Paula nur in einem ca. 2 x 2 Meter großem Abteil im Keller untergebracht wurde. Spazieren durfte sie auch hier nicht, denn er verstand die Quarantäne mit Familienanschluss so, dass Paula dauerhaft alleine in ihrem Abteil hauste. Dies stellte mein Mann dann bei seinem Besuch von Paula 4 Wochen später fest. Seine Freunde kümmerten sich leider auch nicht, obwohl Paula nur wenige Schritte von ihrem Wohnsitz entfernt untergebracht war, zum Tierarzt war es geradezu ein „Katzensprung“. Paula war jedem einfach nur lästig! Sie blieb eingesperrt und in Einzelhaft bis auf die Tage, an denen mein Mann zu Besuch war und sie mit zu sich nahm.

Man kann das eigentlich alles gar nicht beschreiben. Wir hatten zu kämpfen mit allen, Taxifahrern, die keine Hunde mitnahmen, da sie unrein sind, Spaziergänger auf der Straße, die sich darüber beschwerten, dass ein Hund am Strand war, weil das Baby ja auch an den Strand gefahren würde, ein Tierarzt, der nicht einsehen wollte, dass Paula bei dieser Haltung Schaden nehmen würde, schließlich war sie voll im Wachstum und brauchte dringend die nötige Bewegung zum Muskel- und Knochenaufbau. Alles war einfach nur schrecklich. Aber die Zeit noch sehr lang. Paula musste so lange in der Türkei bleiben, bis sie ihre Tollwutimpfung, die Titerbestimmung und dann noch eine 3-monatige Wartezeit überstanden hat. Wie sollte das gehen?

Was ich eigentlich auch nicht verstehe: Tollwutimpfung, frühestens 6 Wochen nach der Impfung die Tollwuttiterbestimmung (der Titer muss eine bestimmte Höhe aufweisen, ist er zu niedrig, wird die Tolwutimpfung solange erneut durchgeführt, bis der Titer passt und die Zeit verlängert sich entsprechend durch erneute Titerbestimmung frühestens 6 Wochen nach dieser Impfung und dem dann folgenden Beginn der 3-monatigen Wartezeit) und dann noch mal 3 Monate Wartezeit, weil in dieser Zeit ja doch noch die Tollwut ausbrechen könnte… wie sicher ist denn eigentlich die Tollwutimpfung? Das könnte man anhand dieser Bestimmung ja auch einmal hinterfragen…

Plötzlich, mir kam das irgendwie schon ein bißchen komisch vor, da sie sich die ganzen Wochen kaum um Paula kümmerten, von zwei drei Besuchen einmal abgesehen, erklärte das befreundete Ehepaar, Paula mit in ihren mehrmonatigen Urlaub in einem Badeort in der Türkei nehmen zu wollen. Es gab inzwischen nur noch die Wartezeit. Paula hatte alles mit Bravour gemeistert, auch der Tollwuttiter passte für die Ausreise, alles bestens also, nur noch 3 Monate Wartezeit!

Mein Mann also wieder in die Türkei geflogen, Paula vom Tierarzt abgeholt und mit seinen Freunden in die Ferienwohnung. Ach, vergessen, für Paula musste ich noch eine extra Ferienwohnung bezahlen, da die Vermieterin (übrigens auch eine Deutsche, ich sehe, die deutschen Einwanderer passen sich den Türken ja prima an…) der Wohnanlage angeblich meinte, sie könne die zweite im Haus liegende Wohnung nicht vermieten, wenn ein Hund im Haus wäre. Also wieder in die Türkei, Tierarzt mal wieder bezahlt, Paula abgeholt und ab in den Ferienort.

Man muss sich vorstellen, die ganzen Entfernungen waren schon immens, es gab nicht immer Direktflüge, Paula und mein Mann mußten in Istanbul teilweise lange Wartezeiten meisten bis zum Weiterflug, dann mussten sie vom Flughafen abgeholt und weiter kutschiert werden usw.. Man bekommt in der Türkei nicht mal einen Mietwagen mit Hund… Es gab immer wieder viele Probleme, überhaupt diese ganzen Wege zu meistern, abgeholt zu werden, weiter kutschiert zu werden, Flüge zu meistern usw.. Einmal waren sie auf einem Weiterflug in einem Flugzeug, dass voll war wie ein Schulbus, es gab alleine wegen der weiten Entfernungen massig Probleme und Organisierungskünste…

Im Ferienort angekommen fiel meinem Mann sofort auf, dass Paula nicht laufen konnte. Sie lief einfach nur noch wenige Schritte und setzte sich dann hin. Da war bereits der Schaden am Bewegungsapparat von Paula eingetreten, den ich befürchtet hatte. Paula hatte einerseits 0 Muskulatur, einfach nichts, einfach nur Knochen ohne Muskeln, die den inzwischen schon ganz gut gewachsenen Hund irgendwie halten mussten und andererseits waren ihre Pfotenballen ohne jegliche Hornhaut, die waren nicht ein bisschen mit Hornhaut überzogen, sondern butterweich, da sie ausschließlich auf Beton gelegen hat. Alles tat ihr weh, Steinchen, Wärme, Sand, sie konnte sich kaum fortbewegen. Von hinten war sie total krumm und schief gewachsen, die Hüfte hing irgendwie am Hund rum ohne Befestigung. Man sah nur Haut und Knochen ohne Muskeln. Mein Mann musste Paula die ersten Tage nur tragen. Es dauerte Wochen, bis sie wieder ganz langsam das Laufen lernte, ein Wahnsinn, ein echter Wahnsinn. Dieser Tierarzt reist übrigens bis nach Cypern, um Hunde am Bewegungsapparat zu operieren, er war ein richtiger Experte auf diesem Gebiet. Was wollte er, sich mit Paula den nächsten Patienten sichern?

Gleich am nächsten Tag nach Ankunft im Ferienort stellte sich dann heraus, dass unsere Paula auch dort nur im Garten angebunden werden sollte, da die von uns bezahlte Ferienwohnung anderweitig vermietet werden sollte (irgendein Klüngel zwischen den Jugendfreunden und der Vermieterin…).

Prima, lachen oder heulen jetzt?

Mein Mann also mit Paula in der Türkei, ich in Deutschland. Ich musste hier irgendetwas organisieren, das war mir klar. Einige Stunden den Kopf zergrübelt, dann kam mir der Gedanke, dass ich einen meiner Mitarbeiter fragen könnte, ob er 3 Monate Langzeiturlaub mit Paula in der Türkei machen will. Gesagt, getan, er machte mit!

Jetzt aber wieder in der Türkei… Mein Mann musste jetzt eine Ferienwohnung für 3 Monate mit Hund suchen. Fast aussichtslos, kein Türke will Hunde in seiner Wohnung! Ich versuchte es von Deutschland aus, ging gar nicht! Er hat 4 Tage gesucht und nichts gefunden, dann ist er zum Makler, dieser konnte ihm zumindest eine ganz einfache aber ebenerdig liegende Wohnung anbieten mit Hund! Ein Wunder geradezu in der Türkei eine Ferienwohnung mit Hund zu bekommen und dann noch für 3 Monate komplett. Super, das war geschafft!

Ich war mittlerweile so verwirrt, dass ich meinem Mitarbeiter noch das falsche Abflugdatum mitgeteilt hatte (es sind immer Nachtflüge in die Türkei, fast immer…), Datum Tag und Nacht verwechselt. Dieser stand dann am Flughafen und der Flieger war weg! Es gab in dieser Geschichte nichts, was nur irgendwie glatt lief. Ich musste dann gleich wieder zwei Flüge umbuchen, einmal für meinen Mitarbeiter, einmal für meinen Mann, weil Paulas Übergabe ja am Flughafen stattfinden musste und mein Mann mit Paula nicht Tage auf meinen Mitarbeiter warten konnte und: Unterkunft mit Hund ja auch in der Nähe des Flughafens nicht angesagt war… Also beide Flüge passend umgebucht!

Probleme über Probleme…

Aber dann: Paulas Übergabe hat geklappt! Mein Mitarbeiter und Paula haben 3 schöne Monate in der super heißen Türkei verbracht und beide sind gesund und glücklich nach Deutschland heimgekehrt! Auch dort gab es natürlich das ein oder andere Problem für Paula, beispielsweise die vielen Straßenhunde, die sie angreifen wollten, Menschen, die Hunde aus „religiösen“ Gründen grundsätzlich nicht mögen, Zigeuner, die auf Hundeklau spezialisiert waren, böse Menschen, die Gift für Hunde auslegten und vieles mehr. Paula konnte sich auch dort nicht wirklich frei bewegen, hatte aber zumindest zum ersten Mal 100 Quadratmeter und eine kleine Terrasse zum Laufen ganz für sich! Luxus für Paula!

Doch noch ein Happy End für Paula…

Mein Mann flog natürlich noch mal in die Türkei, um mit beiden zurück nach Deutschland zu fliegen und die Zollabfertigung und vorab auch die nötigen Gesundheitszeugnisse für Paula selbst zu organisieren. Es gab dann noch einen Besuch mit Tierarzt (ja, wir mussten bis zum bitteren Ende gute Miene zum bösen Spiel machen, sonst hätten wir sie nämlich gar nicht rausbekommen…) und Paula und meinem Mann beim Veterinäramt, da Paula noch ein Gesundheitszeugnis benötigte. Auch mit dem befreundeten Ehepaar durften wir es uns nicht ganz verscherzen, nach wie vor waren wir auf sie und den Tierarzt angewiesen, mein Mann kannte sich in den Orten ja kaum aus und ohne sie, ihr Auto und perfektes türkisch ging da gar nix… Zu Menschen waren sie auch nach wie vor hilfsbereit, auch unserem Mitarbeiter standen sie immer wieder zur Seite, nur Paula war eben ein Hund und ein Hund war ihnen einfach lästig und sehr unbequem…

Aber auch die gute Miene zum bösen Spiel hat ganz gut geklappt, das hat mein Mann (nur für Paula…) gut gemeistert…

Ja und dann der zweite Versuch, mit Paula einzureisen… Sehr aufregend für alle Beteiligten. Wir hatten alle Angst, obwohl dieses Mal alles zu 100 % passte, aber: man weiß ja nie, wem man begegnet…

Dieses Mal suchten wir uns natürlich einen anderen Flughafen für die Ankunft aus, Ehrensache! Ganz unproblematisch ging`s jedoch auch dieses Mal nicht: Erst wollten die Türken Paula mal wieder nicht rauslassen, wegen Kangal natürlich… Paula war aber immer noch kein Kangal und das mussten sie auch dieses Mal einsehen nach Aufzählung der Kangal typischen Merkmale… Das war erst mal wieder geschafft! Vorab gab es auch noch einige Schwierigkeiten und Komplikationen beim Buchen des Fluges. Es war nämlich so, dass sich die Lage hier schon wieder in dieser kurzen Zeit geändert hatte, beim ersten Mal konnte ich noch schnell einen Flug mit Hund buchen, jetzt war es so, dass der Hund 3 Tage vorher angemeldet werden musste, sämtliche Papiere (die ja allesamt in der Türkei waren) zum Flughafen gefaxt bzw. gemailt werden mussten und man dann – wenn überhaupt – erst das o.K. zum Fliegen bekam. Andere Fluggesellschaften erklärten mir gleich am Telefon, sie würden keine Hunde mehr einfliegen. Woran liegts? An der schwierigen Situation Deutschland-Türkei? Keine Ahnung, vor einigen Monaten war zumindest das Buchen des Fluges noch ganz einfach… Nix mehr zum Flughafen mit Hund und rein in den Flieger, nein, vor 3 Tagen Wartezeit und Prüfung aller Papiere ging nix mehr. Hat aber alles geklappt, Paula durfte erst mal reisen, ihre Papiere waren dieses Mal ja auch zu 100 % in Ordnung!

Dann Deutschland: Paula wurde meinem Mann in Ihrer Kiste ausgehändigt, sie schrie fürchterlich und hatte Angst. Dieses Mal durfte Paula nicht, wie beim letzten Mal, neben meinem Mann in der Kabine Platz nehmen, nein, sie war definitiv zu groß und kam in den „Packraum“. Aber Paula steckte natürlich auch dies ganz tapfer weg. Wir nennen sie auch die Tapfere, weil sie alles ganz tapfer weggesteckt hat, egal was, Paula bleibt immer stark und kämpft um ihr Leben, gleich, gegen wen dieses Mal. Paula will einfach leben und das merkt man! So, wo waren wir stehen geblieben? Ankunft Deutschland. Ja, dieses Mal völlig andere Situation. Die nette junge Zollbeamtin hat Mitleid mit unserer schreienden Paula und Paula kommt ohne jedwede Probleme ganz schnell und praktisch durch den Zoll mit einem nur ganz oberflächlichem Blick auf ihre ach so vielen und vorallem sooo wichtigen Papiere, die sie mitführen musste und ohne Kontrolle ihres Chips, der sie überhaupt erst ausweist und zeigt, das sie auch der richtige Hund zum Papier ist! So unterschiedlich sind halt auch Zollbeamten…

Paulas Einreise war durch dieses ganze Theater und die so lange Zeit, die vielen Flüge, die Unterbringungen usw. so teuer, dass sämtliche Ersparnisse dabei draufgegangen sind. Aber, wisst Ihr was? Das ist mir völlig schnuppe, Hauptsache dieser kleine Hund, der es wirklich verdient hat, lebt jetzt sein eigenes kleines Hundeleben mit Spaß und Gesundheit und vielen Streichen (und natürlich Streicheleinheiten), die Paula täglich haufenweise drauf hat:-) Ganz egal, wir haben es jetzt geschafft und heute ist Paula ein gesunder junger Hund, glücklicherweise sieht es ganz so aus, als wenn sie keine Spätschäden behält. Die Muskulatur hat sich schön gebildet und sie wird von Woche zu Woche gerader!

Eine Sorge war noch, dass sie sich mit unseren anderen Tierheilkundezentrum Hunden nicht verstehen könnte, weil sie inzwischen schon so „alt“ war und der Welpenschutz wohl nicht mehr funktionierte. Glücklicherweise war diese Sorge aber völlig unbegründet: Nach einer ganz langsamen Eingewöhnungszeit mit ganz viel Geduld und vielen guten Ideen unsererseits sind alle Hunde inzwischen eine verschworene Gemeinschaft geworden und verstehen sich prima! Und immerhin: unsere Molli kommt ja auch aus der Türkei. Über Molli berichte ich Euch dann später mal…

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Sicher fragt Ihr Euch, wer unser neues Fotomodell ist? Das ist Paula und Paula hat bereits eine sehr lange und traurige Geschichte hinter sich, obwohl Paula noch nicht einmal ein Jahr alt ist…

Sobald ich ein klein wenig „Luft“ habe, werde ich Euch Paulas Geschichte erzählen, momentan klappt`s mit der Zeit nicht… Aber: kein Problem: Paula wird Ihre Geschichte hier einfach selbst erzählen, ich werde sie gleich fragen, ob Sie Lust hat;-)

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