Ursachen finden sich in Allergien, Proteinüberschüssen, Tumoren und Erkrankungen anderer Organe und Organsysteme. Auch erhöhte Toxinbelastungen durch unterschiedliche Umgebungsfaktoren sowie einer krankmachenden Pferdefütterung sind ursächlich.
Erkrankungen der Leber und Nieren stehen beim Tinker in der Regel im Zusammenhang mit Erkrankungen des Stoffwechsels, Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes, häufig mit Vergiftungen verschiedener Ursache, mit schweren Infektionskrankheiten, Bakterienbefall oder massiver Verwurmung. Die Leber und Nieren sind wichtige Stoffwechselorgane und werden durch verschiedene Krankheiten des Organismus belastet, die wiederum dazu führen, dass sie ihre Entgiftungsfunktionen nur teilweise, oder auch ganz verlieren.
Lebererkrankungen, Leberschäden und Nierenerkrankungen sind häufig durch falsches Futter bedingt, sei es verdorbenes Futter oder auch Vergiftungen durch toxische Pflanzengifte, die weitaus häufiger vorzufinden sind. Auch Bakteriengifte, Toxine und Stoffwechselgifte, chemische Toxine sowie der Mangel an Protein (welchen wir beim Tinker jedoch selten und nur bei ausgesprochener Unterernährung vorfinden, meist begegnet uns das Gegenteil, nämlich ein Proteinüberschuss), Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen können zur Leberdegeneration, Leberdystrophie, Lebernekrose und Hepatosis führen.
Beim Fohlen kommt hin und wieder auch ein Leberschaden durch Selenmangel im Verlauf einer Muskeldystrophie vor.
Häufigste Ursache für Leber- und Nierenschädigungen ist die Aufnahme toxischer Substanzen, beispielsweise Giftpflanzen auf der Weide oder das Knabbern an giftigen Hecken beim Ausritt neben Bakterienbefall aufgrund einer Infektion und Verwurmung.
Nur selten finden wir in unserer heutigen Zeit Leber- und Nierenschäden aufgrund von Mangelerscheinungen vor, häufiger aufgrund von Überversorgung, Medikamentenaufnahme und Erkrankungen, bei denen die Leber und Nieren in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Symptome entsprechen der Schwere des Nieren- oder Leberschadens. So finden wir gerade beim Tinker oft aus der Norm fallende Nierenwerte und Leberwerte bei Blutuntersuchungen, ohne dass überhaupt Symptome vorhanden sind. Oftmals zieht man eine Leber- und Nierenerkrankung erst durch eine Blutuntersuchung, welche die schlechten Werte zutage bringt, in Betracht. Aussagekräftig sind hier leberspezifizierende Werte wie ALT, SDH, GLDH, GT, OCT, Hinweise bieten AST, AP, LDH und MDH, Bilirubin, Urobilinogen, Cholesterin, Gallensäuren, Triglyzeride, Proteine (Albumin, Globuline, Gerinnungsfaktoren), Ammoniak sowie Belastungs- oder Funktionstests. Bei Nierenerkrankungen sind hauptsächlich der Kreatininwert und der Harnstoffwert ausschlaggebend. Die Abweichung von der Norm zeigt die Schwere der Erkrankung an. Wird bei der Blutuntersuchung ein hoher Bilirubinspiegel festgestellt, so muss man von einer tiefer reichenden Schädigung der Leberzellen ausgehen.
Verschiedene Leberkrankheiten:
Die Gelbsucht (Ikterus) ist bei den meisten Lebererkrankungen besonders in den Lidbindehäuten charakteristisch, jedoch auch die Maulschleimhäute zeigen eine gelbliche Farbe auf, so dass schon durch das bloße Auge erkennbar wird, dass eine starke Schädigung der Leber vorhanden ist.
Zeigt der Tinker einen abgestumpften, schwankenden Gang und allgemeine Schwäche sowie eine gewisse Apathie, ständige Müdigkeit, oftmals auch Abmagerung und Aggressivität gegenüber Artgenossen, ist dies ein Hinweis auf eine Lebererkrankung. In schweren Fällen bilden sich kleine, punktförmige Blutungen auf Nick- und Schleimhäuten, der Puls beschleunigt sich auf 100 bis 120 Schläge pro Minute, der Harn verfärbt sich dunkel, oftmals auch mit Blutungen.
Bei schweren Leberschädigungen kann es zum Leber-Gehirn-Syndrom kommen mit Ataxie, Senken des Kopfes, Anlehnung an Wänden, Kontraktion der Gesichtsmuskeln, Richtungsabweichungen sowie Appetitlosigkeit. Symptomatiken, bei denen eine Lebererkrankung in Erwägung gezogen werden sollte sind immer Abmagerung, Schwäche, kolikartige Schmerzen, Empfindlichkeit gegenüber Lichteinwirkungen, starkes Schwitzen und Temperaturanstieg.
Die Leberamyloidose ist eine Form der Leberdegeneration, bei der eine Entartung des Lebergewebes infolge Störungen des Proteinstoffwechsels auftritt. Die Fettleber (Leberlipoidose) kann durch Eiweißmangel, Unterernährung, Sauerstoffmangel, chronische Durchfälle und schwere Infektionskrankheiten ausgelöst werden. Proteinmangel und/oder Mangelernährung schädigen die Leberzellen und fördern die Leberverfettung. Aus diesem Grunde rate ich auch zum häufig praktizierten massiven Nahrungsentzug bei Diagnose der Hufrehe-Erkrankung ab: Natürlich müssen die betroffenen Tinker – sofern diese „zu gut im Futter stehen“ – auf Diät gesetzt werden, jedoch nicht durch massiven Nahrungsentzug, denn dieser fördert unter anderem eine Schädigung der Leber.
Auch eine Kreislaufinsuffizienz mit anschließender Blutstauung kommt als Ursache einer Lebererkrankung in Betracht. Toxine wie Phosphor, Antimon, Arsenverbindungen, Chloroform, Jodoform, Tetrachlorkohlenstoff, Pflanzengifte, beispielsweise aus Lupinen und Wicken, sowie pathogene Pilze sind häufige Auslöser einer Leberlipoidose.
Eine große Rolle spielt auch die Hepatitis (Leberentzündung). Sie ist Begleiterscheinung und Folge einer großen Anzahl von Einflüssen. Der Verlauf kann akut bis chronisch sein und zur Leberatrophie und Leberzirrhose führen, wobei die Leberfunktion so weit geschädigt werden kann, dass der Tod eintritt.
Aber auch parasitäre Erkrankungen der Leber finde ich häufig vor: Beteiligt ist beispielsweise der Leberegel, der Lanzettegel, der Bandwurmfinnenbefall, die Strongylidose durch Strongylodiden ausgelöst, die Askaridose durch Askariden, die Leishmaniose durch Stechmücken und die Zungenwurmkrankheit.
Hochakute Leberentzündungen können innerhalb von Stunden zu einer gelben Leberdystrophie, zum Zusammenbruch der Leberfunktion und damit unweigerlich zum Tode führen. Die Leber ist jedoch ein Organ, dass sich selbst bei starker Schädigung wieder regenerieren kann, wenn dieser Prozess auch oftmals sehr lange dauert.
(http://www.tierheilkundezentrum.info/…/Organe—Koer…/Leber/)