Darüber hinaus gibt es zahlreiche Erkrankungen, welche durch eine zu gut gemeinte Fütterung, durch zu viel Stärke, Protein, Energie, Zucker und synthetische Zusatz- und Konservierungsstoffe gefördert werden. Hierzu zählt die Arthrose, Hufprobleme/Huferkrankungen, das Sommerekzem, Allergien der Haut- und Schleimhäute, allergische Atemwegserkrankungen, Gelenkchips und Gliedmaßenanomalien und Fruchtbarkeitsstörungen. Im Grunde fördern wir sämtliche Erkrankungen auf die ein oder andere Weise durch eine zu nährstoffreiche und gut gemeinte Tinkerfütterung.
Letztlich kein Wunder bei der Werbung, die uns vorgaukelt, für jede Erkrankung, für jedes Problem gibt es die passenden Müslis, Getreidemischungen und Ergänzungsfuttermittel.

Aber auch unser menschliches Auge, unser menschlicher Verstand täuscht uns erheblich, wenn es um das Thema Tinkerfütterung geht. Eine Pferdeweide muss grün und saftig sein, sonst ist sie nicht schön. Eine für uns völlig abgefressene Weide bietet für leichtfuttrige Tinker noch immer eine durchweg zufriedenstellende Futtergrundlage. Man staunt, wenn man beobachtet, wie gut genährt unser Tinker noch auf dieser Weide bleibt. Selbstverständlich muss auch hier die Individualität und die Vegetation gewahrt werden.

 


Ein schwerfuttriger zu magerer Tinker kommt mit dieser Art von Weidehaltung keinesfalls zurecht. Hier muss die Weide grün und saftig sein, damit ein normaler Futterzustand erreicht bzw. gehalten wird. Ein leichtfuttriger Tinker benötigt jedoch eine ganz andere Futtergrundlage, als ein magerer und schwerfuttriger Tinker. Auch muss die Weidehaltung stetig angepasst und der Vegetation nach optimiert werden. So hat das Gras bei viel Regen und Sonne einen weitaus höheren Nährwert, als in trockenen Sommern. Überständiges, wie Heu aussehendes Gras, ist ebenfalls „ungefährlich“ für unsere leichtfuttrigen Tinker. Im Laufe der verschiedenen Vegetationszeiten des Jahres muss eine optimale Weidehaltung immer wieder neu überdacht und angepasst werden. So hat ein Tinker, welcher täglich gearbeitet wird, auf Turnieren eingesetzt wird, ein in der Landwirtschaft eingesetzter Tinker, einen ganz anderen Grundumsatz als „nur“ Tinker, welche auf der Weide stehen.

Auch bei der Ration des Kraftfutters sind wir menschlichen Täuschungen ausgeliefert. Es ist nicht wichtig, dass das Müsli für uns appetitlich aussieht und lecker riecht, es ist wichtig, welche Inhaltsstoffe, welche Nährwerte enthalten sind, welche Qualität wir unseren Tinkern servieren. Der Zusatz „eiweißarm“ oder „Diät“ besagt nur so viel, wie auch die Nährwertdeklaration bestätigt. Das Vorurteil, Hafer sei enorm proteinhaltig, relativiert sich meist von selbst, vergleicht man den Nährwert von Hafer mit dem des „Eiweiß reduzierten“ oder „Diät“ Müslis.

Auch überlegenswert: Sind die ganzen synthetischen Zusatzpülverchen, Leistungsverbesserer, Problembewältiger eigentlich wirklich notwendig? Besteht denn wirklich ein Mangel, den man ausgleichen sollte oder füttert man einfach einmal dies und das, weil’s ja gut sein soll?

 

 

Paradebeispiel ist das Spurenelement Selen. Hierauf möchte ich kurz eingehen!
Selen ist ein Spurenelement, was im Umkehrschluss heißt, Spuren zu viel oder zu wenig bedeuten einen Überschuss oder auch einen Mangel. Vor vielen Jahren litten meine Pferde (unter anderem auch meine Tinker) an einer leichten Selenvergiftung. Ich befasste mich mit dem Thema Selen und stieß auf einen Professor, welcher die bislang (ich bin nicht sicher, ob dies heute noch immer so ist…) einzige Dissertation über Selen verfasst hatte.
Ich telefonierte sehr lange und oft mit ihm.
Seine Normwerte waren unter 100 ug/l bei meinen Freizeitpferden. Er erklärte mir, dass sämtliche Normwerte aus wenigen Testreihen mit Vollblütern auf der Trabrennbahn beruhen. Es haben keine Untersuchungen bezüglich Normwerten bei Extensivrassen, bei Freizeitpferden und Ponys stattgefunden, aus Kostengründen. Meine Pferde wiesen laut Blutuntersuchung ca. 110 – 127 ug/l auf. Damals diagnostizierte meine Tierärztin eine chronische Selenvergiftung. Heute liegen die Normwerte laut tierärztlicher verschiedener Labore bei 100 – 200 ug/l, teilweise sogar schon bis 400 ug/l. Der Professor würde dies kaum glauben wollen…
Meine Pferde wiesen damals Symptome auf, welche auf eine Selenvergiftung schließen ließen, daher überprüften wir die Blutselenwerte. Die Symptome waren eindeutig und wurden mit dem Absetzen meiner damals verfütterten „Pülverchen und Müslis“ von alleine reguliert.

(http://www.tierheilkundezentrum.eu/pferde/fuetterung/fuetterung-tinker/)
(http://www.tierheilkundezentrum.info/pferde/Fuettern/)

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