Heute der dritte und letzte Teil über die Wohlstandskrankheiten unserer dicken Lieblinge…

Ich denke, wir sollten uns mehr auf den Ursprung der Tinker konzentrieren, auf die natürliche Ernährung, das natürliche Futter der Urpferde, der Wildpferde.
Und: wir sollten nicht mit aller Gewalt eine „pferdegerechte bzw. tinkergerechte Haltung“ durchführen, welche dann heißt: 24-Stunden-Weidehaltung auf fetten gedüngten Mastwiesen. Je nach Nährwert, je nach Vegetation und Futterzustand unseres Tinkers wäre 1 Stunde Weidegang auf diesen Turbowiesen ggf. gerade noch vertretbar. Die Wohlstandserkrankungen haben in den letzten 30 Jahren dermaßen zugenommen, dass mir angst und bange wird, wenn ich an die Zukunft denke! Vor einigen Jahren gab es vereinzelt Krankheiten beim importierten Tinker, Lebererkrankungen traten auf aufgrund massiver Verwurmung oder Vergiftungen auf, Nierenerkrankungen waren weitgehend unbekannt bei Tinkern. Heute stehen alle diese Erkrankungen im absoluten Mittelpunkt! Sicher tragen verschiedene Faktoren hierzu bei, die Welt hat sich insgesamt verändert, die Industrialisierung in der Landwirtschaft, Fertigfuttermittel denaturiert, der Pferdefuttermarkt ist enorm gewachsen, auch die wissenschaftlichen Untersuchungen, die Aufklärungen, die Informationen, jedoch: sind diese nur annähernd belegt, belegt durch die Praxis? Eine Praxis über Jahrzehnte, über Jahre? Nein! Alles sind relativ neue „Erkenntnisse“ und ob diese denn alle so uneingeschränkt richtig sind, das mag ich zumindest anhand der enorm steigenden Tinkerkrankheiten, welche bisher völlig Tinker untypisch waren, bezweifeln! Selbstverständlich ist die optimale Tinkerhaltung eine Offenstallhaltung; keine Frage; rund um die Uhr freie Bewegung auf weitläufigen kargen Flächen. Doch: Sieht die Praxis nicht ganz anders aus? Die Weiden sind weder karg, noch die Flächen weiträumig; oftmals werden die „fetten“ Weidestücke noch extra abgesteckt, damit die Tinker sich den „Bauch richtig voll schlagen“ können.

„Ist das noch pferdegerecht?“
Ich bin fest davon überzeugt, wenn jeder Tinkerhalter – wie es der alte Stallmeister bereits aus Überzeugung praktizierte – mit dem Auge füttern würde, würden Wohlstandserkrankungen der Vergangenheit angehören. Selbstverständlich kommt es vor, dass unsere Tinker zu dick werden. Anstatt sie jedoch weiter zu mästen, sollten wir das Futter reduzieren, für mehr Bewegung sorgen, damit bald wieder eine Normalfigur erreicht wird. Ein paar KG Übergewicht? Keine Sorge, diese sind nicht das Problem!
Wohlstandserkrankungen entstehen über einen längeren Zeitraum, nämlich dann, wenn wir lange Zeit „nicht hinschauen“. Es kommt vor, dass ich heutzutage wirklich die Empfehlung geben muss: keine Weidehaltung, kein Gras, eben weil die Tinker einfach zu fett sind!
Es kommt vor, dass beispielsweise Lebererkrankungen vorliegen, welche einen lebensbedrohlichen Zustand erreicht haben. Es kommt vor, dass die Muskulatur von Tinkern so übersäuert ist, dass hier erst einmal Weideverbot zu empfehlen ist. Es kommt vor, dass die Tinker dermaßen verfettet sind, dass jede Stunde Weide eine lebensbedrohliche Entgleisung des Stoffwechsels auslösen könnte! Dies alles gab es bis vor wenigen Jahren so gut wie nicht! Oft komme ich mir vor, wie ein Tierquäler, da Pferdemenschen bzw. Tinkerbesitzer dies überhaupt nicht einsehen können oder wollen. Das ist sehr traurig, da die Therapie der Erkrankung scheitern muss, wenn die Grundursache nicht behoben wird, nämlich eine fehlerhafte zu mastige Fütterung. Oft erlebe ich auch, dass mir die Besitzerin erzählt: „Mein Tinker steht doch nur stundenweise auf einer total abgefressenen Weide..“. Sehe ich die Weide und den Tinker, so kann ich kaum nachvollziehen, wie zu der Ansicht gelangt wird, diese Weide wäre abgefressen…

(http://www.tierheilkundezentrum.eu/pferde/fuetterung/)

Leave a Reply